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18.09.2010
Karin Baal soll 70 Jahre alt sein
Vom Teenager-Star zur großen Charakterdarstellerin
Als Tochter einer Schneiderin in Berlin-Wedding aufgewachsen, begann sie nach Abschluss der Realschule eine Ausbildung als Modezeichnerin. Sie wurde durch eine Annonce, die nach einer jungen Frau des Typs von Marina Vlady suchte, unter 700 Bewerberinnen für die weibliche Hauptrolle in DIE HALBSTARKEN (1956) ausgewählt. Neben Horst Bucholz und unter der Regie von Georg Tressler wird sie in ihrer Rolle als Sissy Bohl zum Idol der westdeutschen Nachkriegsjugend und dreht einen Film nach dem anderen. Deren Auswahl lag nicht immer in ihrer Hand, sondern eher an der Qualität jener Zeit, deren Regisseure und Produzenten. Aber kaum ein anderes Gesicht jener Zeit wird sich so sehr ins Gedächtnis des Zuschauers einprägen. Ihr Lieblingsfilm bleibt bis heute GANOVENEHRE (1966), unter der Regie von Wolfgang Staudte. Er erkennt ihr komisches Talent und zugleich die Tiefe ihrer Darstellung.
Mit Beginn des Neuen Deutschen Films in den siebziger Jahren entdeckt eine neue Generation von Filmemachern sie für sich, wobei ihr mit ERIKAS LEIDENSCHAFTEN von Ula Stöckl (1976) der Sprung zur großen Charakterdarstellerin gelingt. Sie geht danach mit der Böll-Inszenierung "Die verlorene Ehre der Katharina Blum" auf Tournee und Rainer Werner Fassbinder besetzt sie in BERLIN ALEXANDERPLATZ (1979/1980) sowie kurz darauf als Untergrundkämpferin Anna Lederer in LILI MARLEEN (1980). 1981 spielt sie Barbara Sukowas Mutter in LOLA und anschließend führt sie bei den Salzburger Festspielen unter der Regie von Wim Wenders in Peter Handkes "Über die Dörfer" auch ihre Theaterlaufbahn weiter.
Die viel zu früh verstorbene Regisseurin und Autorin Marianne Lüdcke, die Karin Baal bereits in ihrem Spielfilmdebut LIEBE IST KEIN ARGUMENT (1983) besetzte, schreibt ihr in dem Fernsehfilm DIE ABSCHIEBUNG (1984) die weibliche Hauptrolle - Eva - auf den Leib: eine Hommage an die wandlungsfähige Schauspielerin und ihre Rolle in den HALBSTARKEN. Bis zum heutigen Tag ist Karin Baal immer wieder in größeren und kleineren Rollen zu sehen, zuletzt in Andreas Kleinerts HURENKINDER (2008).
Karin Baal hatte viele Höhen und Tiefen in Ihrer Laufbahn und zahlreiche persönliche Krisen durchlebt. Aber sie hat sie gemeistert und ist einen erstaunlichen Weg gegangen. Die Fassbinder Foundation wünscht ihr alles erdenklich Gute zu ihrem Ehrentag und noch viele Filme mehr.
http://www.filmportal.de
Foto links: Karin Baal-Archiv ©privat Foto rechts: Karin Baal in LOLA © RWFF
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