27.01.2011
Bernd Eichinger ist tot

Abschied von einem Großen 

Gerne leiten wir den Nachruf der Deutschen Filmakademie vom 26.01.2011 zum Tode von Bernd Eichinger weiter: 

„[...] Der Produzent von WIR KINDER VOM BAHNHOF ZOO, DER NAME DER ROSE, DAS GEISTERHAUS, DER UNTERGANG und BAADER MEINHOF KOMPLEX gehörte vor zehn Jahren zu den treibenden Kräften für die Gründung einer Deutschen Filmakademie. Als diese im September 2003 tatsächlich entstand, musste sich besonders Bernd Eichinger mit Spekulationen über seine Motive auseinandersetzen. Die veröffentlichte Meinung vermutete den Beginn einer Selbstbedienungsoffensive des Münchner Erfolgsproduzenten. Er selber wusste am Besten, dass seine Kollegen, Freunde und Feinde in der Filmbranche anders funktionieren. Bernd Eichinger ging mehr als ein Mal mit leeren Händen von der Filmpreis-Verleihung nach Hause. Er fand das nicht immer in Ordnung. Aber er hat die Regeln, die er selbst mitgestaltet hat, auch immer akzeptiert. Er sah die Filmakademie als die Institution gewordene Verabredung einer ganzen Branche, aller kreativen Filmberufe, sich auf Augenhöhe zu begegnen. Deshalb war Eichinger auch immer für Akademie-interne Veranstaltungen und Diskussionen zu haben...

Bernd Eichinger erhielt im April 2010 den Ehrenpreis des Deutschen Filmpreises. Die vormaligen Präsidenten Senta Berger und Günter Rohrbach hielten im Zwiegespräch eine Laudatio auf ihn, die den Preisträger ebenso rührte wie das Publikum: ‚Er beschloss, Produzent zu werden, wohl wissend, dass er diesen Beruf für sich und in gewisser Weise auch für dieses Land neu erfinden musste. Der Produzent, wie er ihn sah, sollte nicht nur Kaufmann und Organisator sein, sondern zuerst und vor allem auch Künstler. Es sollte sein Stoff, sein Drehbuch, sein Regisseur, sein Star, sein Film sein. Er wollte, dass die Filme, die er produziert, Bernd Eichinger-Filme sind, ohne wenn und aber, mit seiner Leidenschaft, seiner unglaublichen Energie, seinem Gespür für Stoffe und seinem klaren Verständnis für die Textur des Kinos hat er in den letzten Jahrzehnten ein Werk geschaffen, das auch international wenig Vergleichbares kennt. Er hat stets voll auf Erfolg gesetzt, mit allem Risiko. Die Wände waren steil und die Abgründe tief. „Film ist Krieg“ hat er einmal gesagt und er meinte das wörtlich, wie er alles wörtlich meint. Auch den Anspruch, immer der Beste zu sein. Wie kein anderer Produzent hat er sich selbst zur Marke gemacht. Das geht gelegentlich auf Kosten der Regisseure, die sich schon während der Produktion daran gewöhnen mussten, dass er in jedes Detail hineinregiert. Sie mögen das, sagt er wenigstens. Freilich sehen sie sich danach in aller Regel mit einer internationalen Karriere belohnt. Wer so sichtbar ist wie er, erregt nicht nur Bewunderung und Respekt, sondern auch Missgunst und manchmal auch Häme. Er hat gelernt, damit zu leben, leicht gefallen ist ihm das aber nicht. Doch man kann sich in diesem Lande nicht ungestraft das Publikum zum wichtigsten Verbündeten machen. Mit 60 hat er vor einiger Zeit das ungeschriebene Mindestalter für den Ehrenpreis erreicht. Dennoch ist er ein großer Junge geblieben, er, der einst den Turnschuh in die deutsche Kulturszene eingeführt hat wie Joschka Fischer in die Politik. Früher gab er bei öffentlichen Auftritten gelegentlich den Macho, was seinem wahren Charakter nicht unbedingt widerspricht. Dennoch wissen seine Freunde, dass er insgeheim weich, romantisch und hemmungslos sentimental ist. Die Deutsche Filmakademie verdankt ihm ihre Existenz.’

Bernd Eichinger wird der Deutschen Filmakademie fehlen. Er wird dem deutschen Film fehlen. Er wird vor allem dem Kino fehlen. Wie sehr, das ist im Moment der tiefen Trauer noch gar nicht zu fassen.“

Quelle: Deutsche Filmakademie 



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