09.10.2010
Vor 40 Jahren: RWFs DER AMERIKANSICHE SOLDAT

Uraufgeführt am 9. Oktober 1970 auf den 18. Mannheimer Filmtagen zählt er zu den Klassikern unter Fassbinders frühen Gangsterfilmen. Die Geschichte erzählt von dem Münchner Richard (Karl Scheydt), der nach Amerika ging, dort zu Ricky wurde und als Soldat in Vietnam zum Mörder wird. Er kehrt in seine Heimat zurück, um seine Mutter (Eva Ingeborg Scholz), seinen Bruder (Kurt Raab) und seinen besten Freund Franz (RWF) zu sehen. Ricky war es in Vietnam zu laut. Jetzt hat er einen Beruf, in dem es leise zugeht; er ist Auftragsmörder und beseitigt geräuschlos für die Polizei verdächtige Personen.

In Fassbinders erster Drehbuchfassung heißt der Film noch So viel Zärtlichkeit
und sollte ein Spielfilm in schwarzweiß und Cinemascope werden. Der Arbeitstitel wird in der Endfassung zum Songtext erweitert, zu dem Peer Raben eine seiner schönsten Filmkompositionen geschaffen hat. Dietrich Lohmanns Schwarz-Weiß-Kamera drückt mehr aus als nur eine Kopie des klassischen Genre-Stils amerikanischer Gangsterfilme der 40er Jahre. Die Schlusssequenz nach 77 Filmminuten wird zum eindeutigen Höhepunkt: Ricky und Franz werden von der Münchner Polizei am Hauptbahnhof erschossen - genauso still und kalt wie Ricky bei seinen Auftragsmorden. In einer eineinhalb Minuten langen Zeitlupen-Einstellung sterben Ricky und Franz. Rickys Bruder und Mutter, die von der Polizei zum Countdown bestellt wurden, schauen machtlos zu. Ricky hat im Grunde keine Chance. Staatliche und kriminelle Gewalt bedienen sich derselben Mittel, in ihrem Verhalten unterscheiden sich Polizisten und Gangster nicht. Darüber erklingt der von Günter Kaufmann gesungene Song: So much Tenderness.

Mit verhältnismäßig viel Aufwand und einem höheren Produktionsbudget
(280 000 DM) als die vorangegangenen acht Spielfilme wurde DER AMERIKANISCHE SOLDAT im August in München innerhalb von 15 Tagen gedreht. Bereits am 27. November 1970 kam er in die Kinos. Es folgte eine erste TV-Ausstrahlung am 19. September 1972 im Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF).

Der Film hat bildende Künstler inspiriert, z.B. den Amerikaner Robert Longo, der Mitte der Siebziger eine Serie von Großbild-Werken unter dem gleichen Fassbinder-Filmtitel schuf.

Mehr Informationen:
RWFF Filmografie zu DER AMERIKANISCHE SOLDAT


Foto links: Karl Scheydt © RWFF
Foto rechts: RWF, Kurt Raab, Eva Ingeborg Scholz und Karl Scheydt, 1970 © RWFF

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