02.06.2010
Der Schriftsteller Gerhard Zwerenz wird 85

Ein literarischer Tausendsassa

Gerhard Zwerenz wurde am 3. Juni 1925 in Gablenz, einem Stadtteil des sächsischen Crimmitschau, geboren. Zunächst erlernte er den Beruf des Kupferschmieds bis er sich mit 17 freiwillig zur Wehrmacht meldete. 1944 desertierte er. Aus der vierjährigen russischen Kriegsgefangenschaft heraus wurde er 1948 zum Dienst in der Volkspolizei der DDR verpflichtet. Von 1949 an war er Mitglied der SED. In den Jahren 1952-56 studierte Zwerenz in Leipzig Literatur und Philosophie u.a. bei Ernst Bloch. In dieser Zeit schon schrieb er Beiträge für die Zeitschrift „Die Weltbühne“ und kabarettistische Texte für „Die Pfeffermühle“. Nachdem er 1957 wegen kritischer Äußerungen aus der Partei ausgeschlossen worden war, floh er nach Westberlin und arbeitet seither als freier Schriftsteller. In der Legislaturperiode 1994 bis 1998 saß er für die PDS im Bundestag.
 
Zwerenz gilt als einer der fleißigsten seiner Zunft. Er bringt es so auf über 100 Bücher nahezu aller Gattungen. Bekannt geworden ist er als politischer Essayist und Romanautor. Seine Bandbreite reicht von erotischer Literatur, über das Krimigenre bis hin zum Kinderbuch. Aus der langen Liste seiner Veröffentlichungen können hier nur einige genannt sein: Der Bestseller „Casanova oder der kleine Herr in Krieg und Frieden“ (1966), „Kopf und Bauch“ (1971), „Der plebejische Intellektuelle“ (1972), „Die Quadriga des Mischa Wolf“ (1975), „Die Westdeutschen. Erfahrungen, Beschreibungen, Analysen“ (1977) oder „Die Venusharfe. Liebeslieder, Zorngedichte, Knittelverse“ (1985).
 
Mit dem Roman „Die Erde ist unbewohnbar wie der Mond“ lieferte er 1973 die Anregung zu Fassbinders Bühnenstück Der Müll, die Stadt und der Tod. Gleichzeitig legte der Stoff den Grundstein für eine Antisemitismus-Debatte in der Bundesrepublik, die über 3 Jahrzehnte währen sollte. In „Die Rückkehr des toten Juden nach Deutschland“ verarbeitete Zwerenz 1986 die verhinderten Inszenierungen des Stücks in Deutschland. Zur Erinnerung: Die deutsche Uraufführung fand erst im Oktober 2009 in Mülheim an der Ruhr statt.
 
Für sein schriftstellerisches Werk erhielt Zwerenz unter anderem den Ernst-Reuter-Preis, den Carl-von-Ossietzky-Preis und den Alternativen Büchner-Preis. In BOLWIESER, IN EINEM JAHR MIT 13 MONDEN und BERLIN ALEXANDERPLATZ tritt Gerhard Zwerenz als Gastschauspieler in den Filmen seines Freundes Rainer Werner Fassbinder auf.
 
 
Foto links: © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Foto rechts: © RWFF

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